Frau Dr.in Brunner, warum ist der 1. Oktober, der Weltbrustkrebstag, so wichtig?
Der 1. Oktober macht weltweit darauf aufmerksam, wie bedeutend Früherkennung und Prävention bei Brustkrebs sind. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, und je früher er erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Deshalb möchten wir an diesem Tag besonders viele Frauen motivieren, Vorsorgeangebote wie die Mammografie wahrzunehmen.
Wie häufig tritt Brustkrebs in Tirol auf – und betrifft er nur Frauen?
In Tirol erhalten jedes Jahr rund 4.000 Menschen die Diagnose Krebs, davon sind etwa 400 Frauen mit Brustkrebs betroffen. Statistisch gesehen erkrankt jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an dieser Krebsart. Weniger bekannt ist, dass auch Männer Brustkrebs bekommen können: In den vergangenen Jahren waren es in Tirol durchschnittlich fünf Männer pro Jahr, von denen im Schnitt einer an einem invasiven Mammakarzinom verstirbt. Da die Zahl der betroffenen Männer sehr klein ist, werden sie in den offiziellen Tabellen und Grafiken meist nicht extra ausgewiesen.
Seit wann gibt es das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm in Österreich, und was ist das Ziel?
Das Programm wurde am 1. Jänner 2014 österreichweit eingeführt. Ziel ist es, gesunde Frauen ohne Verdacht auf Brustkrebs regelmäßig zur Vorsorge-Mammografie einzuladen. Damit können wir Veränderungen frühzeitig feststellen, noch bevor Beschwerden auftreten.
Wer wird konkret eingeladen?
Frauen zwischen 45 und 74 Jahren erhalten automatisch alle zwei Jahre ein Einladungsschreiben mit Informationen und einer Liste teilnehmender radiologischer Stellen. Aber auch Frauen ab 40 sowie über 74 können teilnehmen – sie müssen sich dafür aktiv anmelden, entweder telefonisch über die kostenlose Serviceline 0800 500 181 oder online unter www.frueh-erkennen.at.
Muss man auf das Einladungsschreiben warten, um einen Termin zu vereinbaren?
Nein. Wenn die letzte Mammografie länger als zwei Jahre zurückliegt oder noch nie eine Mammografie gemacht wurde, kann man jederzeit direkt einen Termin bei einer Radiologin oder einem Radiologen, die am Programm teilnehmen, vereinbaren. Die e-card wird dann automatisch freigeschalten, und nach 24 Monaten kommt die nächste Einladung.
Was passiert, wenn bei der Mammografie Auffälligkeiten festgestellt werden?
In diesem Fall werden weitere Untersuchungen zur Abklärung veranlasst. Das kann eine zusätzliche Mammografie in kürzeren Intervallen, eine Ultraschalluntersuchung oder andere Schritte sein. Diese Abklärung erfolgt immer individuell durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt.
Welche Frauen sollten besonders aufmerksam sein?
Grundsätzlich richtet sich das Programm an gesunde Frauen ohne Beschwerden. Frauen mit familiärer Vorbelastung, also wenn Brust- oder Eierstockkrebs in der Familie häufiger auftritt, sowie Patientinnen mit einem erhöhten Risiko bekommen einen individuell abgestimmten Kontrollplan. Wichtig ist: Treten Symptome wie Knoten, Hautveränderungen, Einziehungen der Brustwarze oder Ausfluss auf, soll sofort ärztlich abgeklärt werden – unabhängig vom Früherkennungsprogramm.
Welche Kosten entstehen für die Teilnehmerinnen?
Für alle in Österreich sozialversicherten Frauen ab 40 ist die Teilnahme kostenlos und es braucht keine Überweisung. Frauen ohne österreichische Sozialversicherung können über die Gebietskrankenkasse eine Berechtigung erhalten. Nur bei speziellen Versicherungen oder Auslandsversicherungen sollte man im Vorfeld die Teilnahmebedingungen abklären.
Was möchten Sie Frauen zum Weltbrustkrebstag mit auf den Weg geben?
Nutzen Sie die Möglichkeit der Früherkennung! Eine Mammografie kann Leben retten, weil Brustkrebs in einem sehr frühen Stadium erkannt werden kann. Je früher die Diagnose, desto besser die Heilungschancen. Der Weltbrustkrebstag soll uns alle daran erinnern, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen.