Blasenkrebs

Die Harnblase ist ein dehnbares Hohlorgan im Bereich des kleinen Beckens, in dem der Urin  zwischengespeichert wird. Zusammen mit der Harnröhre bildet sie den unteren Harntrakt. 

Anatomisch unterscheidet man die Fläche der Blase, den Blasenkörper, den Blasengrund aus dem die Harnröhre (Urethra) austritt, und den trichterförmigen Blasenhals. 

Ungefähr 95 % der bösartigen Krebserkrankungen der Blase gehen von der Blasenschleimhaut aus, dem sogenannten Übergangsepithel, dem Urothel. Bösartige Tumorerkrankungen anderer Art, wie das Plattenepithelkarzinom, Adenokarzinom oder neuroendokrine Tumore der Harnblase sind selten.

Blasenkrebs kann immer wieder auftreten und hat somit eine hohe Rezidivrate, weswegen Patienten im Krankheitsverlauf regelmäßig überwacht werden müssen.

Tabakrauch(en) ist der wichtigste Risikofaktor und für etwa die Hälfte aller Blasenkrebserkrankungen verantwortlich. Die krebserregenden Auswirkungen des Rauchens können auch erst bis zu 20 bis 40 Jahre nach Beginn des regelmäßigen Nikotinkonsums auftreten. Tabakrauch enthält mehr als 60 krebserregende Substanzen. Diese Karzinogene werden über die Niere im Harn ausgeschieden und kommen dabei in Kontakt mit der Blasenschleimhaut. 

Mit dem Rauchen aufzuhören reduziert das Risiko für Harnblasenkrebs sehr schnell; in den ersten 5 Jahren um bis zu 40 %. 

Chemie und Umwelt: Bei Arbeiten in der chemischen Industrie (z. B. in der Textil-, Glas-, Plastik und Lederindustrie) kann u. U. ein Kontakt mit aromatischen Aminen und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen vorliegen. Das berufsbedingte Risiko ist jedoch durch arbeitsmedizinische Schutzmaßnahmen in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken. Als weiterer Risikofaktor gilt auch die Umweltbelastung, wie z. B durch Arsen im Trinkwasser, das mit einer sehr langen, bis zu 50-jährigen Verzögerung zur Krebsentstehung in der Harnblase beitragen kann.

Chronische Entzündungen und Infektionen der Harnblase können auch die Entstehung eines Karzinoms begünstigen. Ebenso die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung. Die Zeit bis zum Auftreten eines Blasenkrebses beträgt ca. 15 bis 30 Jahre.

Sehr häufig bleibt ein Blasenkrebs lange Zeit unbemerkt. Ein erstes Symptom kann sichtbares Blut im Harn, die sogenannte Makrohämaturie, sein. Da diese Blutbeimengung im Harn meistens schmerzlos ist, wird dieses Symptom oft nicht als Warnsignal wahrgenommen.

Anhaltende Schmerzen beim Urinieren und ein starker anhaltender Harndrang können ebenfalls der Hinweis für Blasenkrebs sein. Da dies die klassischen Symptome eines Harnwegsinfektes sind, können diese Symptome auch fehlgedeutet werden. 

Es ist daher besonders wichtig, bei anhaltenden Beschwerden im Sinne eines Harnwegsinfektes unbedingt ein Facharzt für Urologie zu konsultieren.

Mit einer Harnblasenspiegelung (Zystoskopie) kann man Tumore in der Blase erkennen. Andere bildgebende Untersuchungen liefern eher nur Hinweise: Größere Raumforderungen in der Blase können im Ultraschall erkannt werden. Die endgültige Diagnose gibt die endoskopische Entfernung des Tumors mit der anschließenden feingeweblichen Untersuchung (Biopsie) des entnommenen Gewebes. 

Kriechende Tumore, wie das Carcinoma in situ, können allerdings mit der Bildgebung nicht diagnostiziert werden. Auch in der Blasenspiegelung können diese nicht leicht erkannt werden. Bei Verdacht auf ein Carcinoma in situ ist die Entnahme einer Spülzytologie aus der Harnblase angezeigt.

Entscheidend für eine etwa notwendige weitere Therapie sind in erster Linie das Tumorstadium sowie das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten. Zur Auswahl stehen die endoskopische Resektion des Harnblasentumors durch die Harnröhre (transurethrale Resektion), die operative Total-Entfernung der Harnblase mit Bildung eines neuen Urinreservoirs, die Chemotherapie, die Strahlentherapie oder eine Kombination dieser Therapien.

Beim aggressiven Blasenkrebs, der in die Muskulatur der Blasenwand eingewachsen ist, kann eine Teilresektion notwendig sein. Häufig ist aber ein großer operativer Eingriff - wie die vollständige Entfernung der Blase (radikale Zystektomie) - die Therapie der Wahl. Die Harnableitung erfolgt dann über ein Darmstück, wobei in vielen Fällen auch eine Ersatzblase eingesetzt wird.

Lokale medikamentöse Therapien
In bestimmten Situationen wird die Installation von Medikamenten wie Chemotherapeutika (z. B. Mitomycin C) und/oder Immuntherapeutika (z. B. BCG = Bacillus-Calmette-Guérin) in die Blase zur Verhinderung eines Rückfalls vorgenommen (Installationstherapie).

Systemische medikamentöse Therapie (über die Vene)

Chemotherapien
Die Therapie mit Zytostatika und da besonders Kombinationen, die den Wirkstoff Platin enthalten, haben sich bei fortgeschrittenem Harnblasenkarzinom klinisch bewährt und führen zu signifikanten Tumorrückbildungen. Bei der neoadjuvanten Chemotherapie werden die Zytostatika präoperativ und bei der adjuvanten Therapie postoperativ verabreicht.

Immuntherapien
Therapien zur Steigerung der körpereigenen Abwehr haben in den letzten Jahren eine große Entwicklung erfahren. Besonders die Immuncheckpoint-Inhibitoren können  bei bestimmten Situationen und Formen des fortgeschrittenen Blasenkrebes erfolgreich eingesetzt werden.

Strahlentherapie kommt bei jenen Patienten zum Einsatz, die für eine radikale Zystektomie nicht geeignet sind bzw. diese ablehnen oder einen Erhalt ihrer Harnblase wünschen.

 

Das Risiko für einen Rückfall bzw. ein Fortschreiten der Erkrankung ist in den ersten zwei Jahren nach einer Blasenentfernung am höchsten. Die wichtigsten Prognosefaktoren sind das Tumorstadium, der Differenzierungsgrad des Harnblasenkrebses sowie der Lymphknotenbefall. Diese bestimmen die Behandlungsstrategie und damit auch das langfristige krankheitsfreie Überleben. 

Daher werden nach abgeschlossener Therapie regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch Onkologen bzw. Urologen empfohlen. Diese Nachsorge dient auch dazu, Begleit- und Folgebeschwerden der Krankheit sowie der Therapie zu erfassen und gegebenenfalls zu behandeln. Bei diesen Kontrollen werden umfassende klinische, laborchemische und bildgebende Untersuchungen durchgeführt.