Interview mit Univ.-Prof. Dr. Dominik Wolf, Präsident der Krebshilfe Tirol Anlässlich des Welt-Lungenkrebstages
Frage 1: Herr Professor Wolf, jedes Jahr erhalten rund 450 Menschen in Tirol die Diagnose Lungenkrebs. Warum ist diese Krebsform besonders herausfordernd?
Antwort: Lungenkrebs zählt zu den tödlichsten Krebsarten, vor allem weil er oft erst in einem späten Stadium entdeckt wird – und dann sind die Heilungschancen deutlich schlechter. In Tirol sehen wir jedes Jahr etwa 450 Neuerkrankungen. Viele dieser Fälle wären durch eine frühzeitige Diagnostik besser behandelbar. Das macht Lungenkrebs zu einer besonders tragischen Krankheit – denn bei rechtzeitiger Erkennung wäre vielen Betroffenen zu helfen.
Frage 2: Gibt es derzeit in Tirol ein Früherkennungsprogramm für Lungenkrebs?
Antwort: Leider nein – und das ist aus unserer Sicht der Krebshilfe Tirol ein großes Defizit. Es gibt etablierte Screening-Programme für Brust-, Darm- und Gebärmutterhalskrebs, aber kein strukturiertes Vorsorgeprogramm für Lungenkrebs. Das ist besonders unverständlich, da wissenschaftlich belegt ist,
dass ein sogenanntes Low-Dose-CT-Screening – vor allem bei Risikogruppen wie langjährigen Raucher*innen – Leben retten kann. Hier sehen wir jetzt erste politische Impulse für die Umsetzung bewährter internationaler Standards.
Frage 3: Wer würde von einem solchen Lungenkrebsscreening besonders profitieren?
Antwort: Insbesondere Menschen über 50, die über viele Jahre hinweg geraucht haben, gehören zur Hochrisikogruppe. Studien zeigen, dass ein regelmäßiges Screening mittels Niedrigdosis-CT in dieser Zielgruppe zu einer signifikanten Senkung der Lungenkrebs-Sterblichkeit führen kann. Genau hier
setzt unsere Forderung an: Es geht nicht darum, flächendeckend zu screenen, sondern gezielt und evidenzbasiert.
Frage 4: Was tut die Krebshilfe Tirol, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen?
Antwort: Wir informieren, wir beraten, wir unterstützen – und wir fordern. Zum Welt-Lungenkrebstag nutzen wir die Gelegenheit, um auf diese Versorgungslücke hinzuweisen. Wir führen Gespräche mit Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen und bringen unsere Expertise ein. Denn aus unserer Sicht ist klar: Eine wirksame Vorsorge rettet Leben – und spart langfristig sogar Kosten im Gesundheitssystem.
Frage 5: Was können Tirolerinnen und Tiroler selbst tun, um ihr persönliches Risiko zu senken?
Antwort: Der wichtigste Faktor bleibt die Tabakprävention. Wer mit dem Rauchen aufhört – oder gar nicht erst anfängt – tut seinem Körper einen großen Gefallen. Auch Passivrauchen ist ein Risiko, ebenso wie Schadstoffe in der Umwelt. Zudem ist es entscheidend, auf Warnzeichen wie anhaltenden Husten, Atemnot oder unklare Gewichtsabnahme frühzeitig zu reagieren und ärztlichen Rat einzuholen. Moderne Therapieansätze und Forschung Auch die Krebstherapie hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Neben klassischen Verfahren wie Operation, Strahlen- und Chemotherapie spielen heute personalisierte Ansätze, Immuntherapien und klinische Studien eine zentrale Rolle.
„Dank moderner Entwicklungen können wir heute deutlich mehr als die Hälfte der Patient:innen dauerhaft heilen. Die Krebsforschung ist hierbei der Schlüssel, um die Prognose und damit die Überlebenschancen weiter zu verbessern“, so Prof. Wolf. Ein umfassendes Unterstützungsangebot
Die Krebshilfe Tirol bietet zahlreiche kostenfreie Dienstleistungen, die Betroffenen und ihren Familien zur Seite stehen:
- Psychoonkologische Beratung: Landesweit unterstützen ausgebildete Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen bei der Bewältigung emotionaler Herausforderungen.
- Krebshilfe-Telefon: Für individuelle Fragen und persönliche Beratung.
- Informations- und Vorsorgeveranstaltungen: Mit Vorträgen und Events schafft die Krebshilfe Tirol Bewusstsein für Prävention und Früherkennung.
70 Jahre Engagement – ein Jubiläum mit Wirkung
Seit ihrer Gründung im Jahr 1955 setzt sich die Krebshilfe Tirol nachhaltig dafür ein, die Lebensqualität von Krebspatient:innen zu verbessern, die Enttabuisierung der Krankheit voranzutreiben und die Krebsforschung aktiv zu fördern. Alle Leistungen der Krebshilfe Tirol werden großteils durch Spenden ermöglicht.
„Anlässlich des Jubiläumsjahres reflektieren wir nicht nur die Erfolge in der Krebsmedizin der letzten Jahrzehnte, sondern sind auch höchst motiviert, den Kampf gegen Krebs intensiv weiterzuführen“, betont Prof. Wolf.
Helfen Sie mit!
Ihre Unterstützung macht einen Unterschied.
Jede Spende hilft, Betroffenen Hoffnung zu geben und Präventionsprogramme auszubauen.
Spendenkonto:
IBAN: AT11 2050 3013 0000 5004
BIC: SPIHAT22
Weitere Informationen:
Telefon: +43 (0) 512 577768
E-Mail: office@krebshilfe-tirol.at
Website: www.krebshilfe-tirol.at
Weitere Informationen: Österreichische Krebshilfe Tirol Florian Klotz, Anichstraße 5a/2, 6020 Innsbruck, Tel. 0681/10743150, Innsbruck, Jänner 2025